Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran– und das nicht nur in internationalen Konzernen. Auch im deutschen Mittelstand hält der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub an. So sind laut dem KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2023 die Ausgaben von Mittelständlern für Digitalisierung seit 2019 um 35 % gestiegen. Diese Zahlen verdeutlichen: Deutsche Unternehmen erkennen die Chancen der Digitalisierung – effizientere Produktion, schnellere Innovationsprozesse, höhere Produktqualität und bessere Kundenkommunikation.
Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, die von Rezession geprägt sind, stehen Effizienzsteigerung und Kosteneinsparungen bei vielen Unternehmen zudem ganz oben auf der Agenda. Die digitale Transformation ist so bei vielen Unternehmen eines der am höchsten priorisierten Unternehmensziele. Doch um digitale Transformationsprojekte erfolgreich voranzubringen, braucht es tiefgreifende Expertise und die richtigen Köpfe in der IT. IT-Spezialistinnen und -Spezialisten implementieren neue Systeme, betreuen sie und sichern so den digitalen Wandel.
IT-Expertinnen und -Experten gehören deshalb aktuell zu den gefragtesten Talenten auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gleichzeitig zeigt einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) unter weltweit 9.864 Arbeitnehmern in der IT-Branch, dass fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten über einen Jobwechsel nachdenken. Der Wettbewerb um die besten IT-Expertinnen und -Experten ist in vollem Gange und Bewerberinnen und Bewerber haben häufig die Wahl zwischen zahlreichen attraktiven Angeboten. Wie können sich Unternehmen in diesem dynamischen Umfeld abheben und die begehrten IT-Talente für sich gewinnen?
Unsere langjährige Erfahrung zeigt: Es ist nicht immer (nur) das Gehalt, das den Ausschlag gibt. In diesem Artikel beleuchten wir sechs entscheidende Stellschrauben, mit denen sich Unternehmen besonders attraktiv für IT-Profis positionieren können.
Flexibilität und moderne Arbeitsmodelle
Die Digitalisierung bringt neben Vorteilen für Unternehmen wie Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung auch viele neue Möglichkeiten für flexible Arbeitsmodelle mit sich. Besonders IT-Experten können heute in vielen Bereichen von überall in der Welt arbeiten, denn ihre Arbeit muss in den meisten Fällen am Computer erledigt werden und ist so unabhängig von einem bestimmten Arbeitsort. Dies führt dazu, dass das Thema Flexibilität für viele Kandidatinnen und Kandidaten an Bedeutung gewinnt.
Besonders im Zuge der Corona Pandemie sind viele Kandidaten wegen ihrer Familien aus den Ballungsgebieten weggezogen und wünschen sich daher häufig nicht nur flexible Arbeitszeiten zur besseren Betreuung ihrer Kinder, sondern auch eine flexible Homeoffice-Regelung. Laut der bereits zitierten Umfrage der BCG wollen nur fünf Prozent der befragten IT-Spezialistinnen und -Spezialisten ihre Arbeitszeit komplett im Büro verbringen und sind dafür auch zum Jobwechsel bereit. Insbesondere für Kandidaten mit Migrationshintergrund ist darüber hinaus das Thema Workation interessant, um Zeit in der alten Heimat verbringen zu können.
Flexibilität bedeutet aber nicht nur Homeoffice. Unternehmen können durch hybride Arbeitsmodelle, bei denen Mitarbeitende sowohl von zu Hause als auch im Büro arbeiten können, zusätzliche Attraktivität schaffen. Das bietet nicht nur den Vorteil einer besseren Work-Life-Balance, sondern fördert auch die Produktivität und Motivation. Laut einer Studie der Harvard Business Review sind Angestellte, die flexible Arbeitszeiten haben, um 55 Prozent produktiver als jene mit starren Arbeitszeiten.
Gehalt und Zusatzleistungen
Nach wie vor spielt das Gehalt für viele Jobsuchende eine zentrale Rolle. Bei der Wahl des passenden Arbeitgebers gehört laut einer aktuellen StepStone-Umfrage mit 66% das Gehalt zu den wichtigsten Faktoren für einen Jobwechsel. Dies hängt zum einen mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten zusammen. Zum anderen ist wie eingangs beleuchtet besonders in der IT-Branche die Nachfrage nach Talenten am Markt hoch, was Gehälter nach oben treibt. Wer seinen Mitarbeitenden eine marktübliche oder sogar überdurchschnittliche Vergütung bietet und darüber hinaus mit einem attraktiven Portfolio an Benefits wie JobRad, Gesundheits- und Altersvorsorge punkten kann, hat deutlich bessere Chancen am Bewerbermarkt.
Neben dem direkten Gehalt gewinnen Bonusprogramme und leistungsabhängige Vergütungen zunehmend an Bedeutung. Unternehmen können beispielsweise Prämien für erfolgreich abgeschlossene Projekte oder für besondere Innovationen anbieten. Auch langfristige Incentives wie Unternehmensanteile oder Beteiligungsmodelle können für IT-Talente ein ausschlaggebender Faktor sein.
Weiterbildung als entscheidender Faktor
Der wichtigste Punkt im Bereich Benefits ist für IT-Spezialistinnen und -Spezialisten ist die Möglichkeit zur kontinuierlichen, arbeitgebergeforderten Weiterbildung. Gerade die IT-Branche ist gekennzeichnet durch ihre Schnelllebigkeit: Neue technologische Ansätze wie künstliche Intelligenz, Blockchain oder Cloud-Technologien kommen auf den Markt und verändern das Arbeitsumfeld in der IT. Mitarbeitende wollen sich beruflich weiterentwickeln und ein tiefgehendes Wissen in ihrem Bereich aufbauen. Hierfür benötigen sie Weiterbildungen und Zertifizierungen. Wer dies nicht nur finanziell fördert, sondern seinen Mitarbeitenden auch die nötige Zeit zur Weiterbildung zur Verfügung stellt, hebt sich deutlich vom Markt ab. Unternehmen können durch Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, Online-Learning-Plattformen oder auch internen Schulungsprogrammen punkten.
Darüber hinaus können besteht die Möglichkeit, sogenannte „Learning Days“ anzubieten, bei denen Mitarbeitende einen bestimmten Anteil ihrer Arbeitszeit für persönliche Weiterbildung nutzen können. Solche Maßnahmen steigern nicht nur die Kompetenzen der Belegschaft, sondern auch deren Loyalität gegenüber dem Unternehmen.
Gesundheitsförderung und Work-Life-Balance
Ein weiterer Benefit, der vielen Kandidatinnen und Kandidaten wichtig ist, ist das Thema Gesundheitsförderung. Fitnessstudio-Mitgliedschaften, Sportkurse und Massagen bieten hier gute Möglichkeiten, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu fördern. Unternehmen, die darüber hinaus auf betriebliche Gesundheitsvorsorge setzen, etwa durch regelmäßige Check-ups, ergonomische Arbeitsplätze oder gesundes Essen in der Kantine, zeigen, dass sie das Wohl ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen.
Aber auch Urlaub hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Mitarbeiterzufriedenheit. In der bereits zitierten StepStone Studie sind Urlaubstage bei der Wahl des passenden Arbeitgebers für 70% das entscheidende Merkmal. Wenn Unternehmen nur das gesetzliche Minimum an Urlaubstagen anbieten, kann sich das negativ auf die Mitarbeiterzufriedenheit auswirken. Wer dagegen auf attraktive und flexible Urlaubsregelungen setzt, ist zunehmend interessant für neue Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind. Einige Unternehmen experimentieren inzwischen mit unbegrenztem Urlaub oder zusätzlichen freien Tagen, was besonders bei jungen Talenten gut ankommt.
Unternehmenskultur und Teamgeist
Ein oft unterschätzter Faktor ist die Unternehmenskultur. Eine offene Kommunikation, flache Hierarchien und ein respektvoller Umgang sind Grundvoraussetzungen, um Talente langfristig zu binden. IT-Expertinnen und -Experten schätzen es, wenn sie in einem Umfeld arbeiten können, das Innovationen fördert und Fehler als Lernchance sieht. Teamübergreifende Projekte oder regelmäßige Teamevents können das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und die Unternehmenskultur positiv prägen. Arbeitgeber, die darüber hinaus das Wir-Gefühl und eine positive Fehlerkultur gezielt fördern, etwa durch Hackathons oder die Freiheit, neue Technologien zu testen, bieten zusätzlich einen Mehrwert: Sie schaffen Raum für kreative Entfaltung und Zusammenhalt im Team.
Technologische Ausstattung und Innovationsförderung
Für IT-Expertinnen und -Experten spielt die technologische Ausstattung eine zentrale Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers. In einer Branche, die von schnellen technologischen Fortschritten geprägt ist, erwarten IT-Talente moderne Arbeitsumgebungen, die es ihnen ermöglichen, ihre Fähigkeiten optimal einzusetzen und weiterzuentwickeln. Veraltete Systeme, langsame Hardware oder ineffiziente Prozesse sind nicht nur ein Hindernis für die Produktivität, sondern auch ein echter Frustfaktor, der langfristig die Motivation und Arbeitszufriedenheit erheblich senken kann.
IT-Spezialistinnen und -Spezialisten sind in ihrem Beruf oft getrieben von einer Leidenschaft für Technologie und Innovation. Sie wollen nicht nur Lösungen implementieren, sondern auch an neuen Ideen arbeiten und Technologien vorantreiben, die echten Mehrwert schaffen. Unternehmen, die den Zugang zu den neuesten Tools, Programmen und technologischen Ressourcen ermöglichen, signalisieren, dass sie Innovationen ernst nehmen und bereit sind, in ihre Mitarbeitenden zu investieren.
Darüber hinaus trägt eine moderne technische Ausstattung dazu bei, effiziente und agile Arbeitsprozesse zu ermöglichen – ein Umfeld, in dem IT-Profis besonders gut arbeiten können. Unternehmen, die hier vorausdenken und auf modernste Technologien setzen, positionieren sich nicht nur als attraktive Arbeitgeber, sondern auch als zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig. Das ist gerade im IT-Bereich ein starkes Signal, um die besten Talente zu gewinnen und langfristig zu binden.
Fazit
Die Anforderungen und Erwartungen von IT-Talenten haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Flexibilität, Weiterbildungsmöglichkeiten, Gesundheitsförderung und eine moderne Unternehmenskultur sind zentrale Faktoren, die Unternehmen berücksichtigen sollten, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Durch die Kombination dieser Maßnahmen mit attraktiven Gehaltsmodellen und innovativen Arbeitsumgebungen können Unternehmen nicht nur die besten Talente gewinnen, sondern sie auch langfristig binden. Die Herausforderung liegt darin, ein Gesamtpaket zu schnüren, das sowohl auf die individuellen Bedürfnisse der Kandidatinnen und Kandidaten eingeht als auch die strategischen Ziele des Unternehmens unterstützt.